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Samstag, 18. Januar 2014

Audreys Gedanken zu... filmischen Exzessen

 
 
 
 
In den letzten Jahren machte sich im Kino ein Trend breit, der momentan durch The Wolf of Wall Street in der vielleicht meisterlichsten Darstellung wieder bestätigt wird. Exzesse - Drogen, Sex, Gewalt, Geld, Rausch - all das scheint nicht nur die Filmemacher, sondern auch das Publikum zu begeistern. Partyfilme wie Hangover I-III und Project X, Gewaltexzesse wie Only God Forgives, ein Film mit expliziten Sexszenen nach dem anderen und jetzt die geballte Ladung von alldem mit dem Schrei nach Mehr in The Wolf of Wall Street. Da können Superhelden und ähnliches Getier ihre Koffer packen.
Zwar ist nicht jeder dieser Filme ein absoluter Kassenhit gewesen, aber als ich gestern meinen Blick über ein komplett gefülltes Kino schweifen ließ, die alle gebannt zuschauten wie Leonardo DiCaprio sich mit Drogen vollpumpte, wurde mir klar, dass es sicherlich nicht der letzte exzessive Film war, vielleicht war er auch erst einer der ersten am Anfang eines Trends.
 
Die Frage ist jetzt aber nicht, ob diese Art von Filmen gefährlich ist; Moralapostel sollten solche Filme eh meiden, denn man muss kein Experte sein, um festzustellen, dass die Moral in solchen Filmen quasi gar nicht existiert und dass sich um diese Tatsache auch gar keiner schert.
Die Frage ist eher, was dieser Filmtrend über unsere Gesellschaft aussagt. Partys hat man schon immer gefeiert, das ist absolut nichts neues. Um solche Filme zu mögen muss man noch nicht mal der absolute Partygänger sein. Es ist vielmehr so, dass der Anspruch an einem Film, in seiner Welt zu versinken, immer mehr perfektioniert wird. Zumindest war es bei mir so, dass ich aus Filmwelten wie Only God Forgives oder The Wolf of Wall Street gar nicht mehr wieder erwachen wollte.

Doch heißt das jetzt, dass wir nicht mehr nur auf realen Partys feiern, sondern auch in Filmen weiterfeiern oder das wir unsere Partys schlichtweg verlegen, weil in der fiktiven Welt fas keine Grenzen vorhanden  sind. Oder ist es gar eine Vorhersage für die Zukunft einer neuen Generation, die ihre Freiheit nicht mehr in nüchternen Dingen wie Glück oder Liebe findet, sondern im exzessiven Rausch begleitet von Musik, Drogen, Sex und Gewalt?
Was sagen die Filme und unsere Begeisterung für sie wirklich über unsere Gesellschaft und ihre Zukunft aus?
Ist es unsere innere Sehnsucht oder schon längst Realität? Steht uns eine neue barocke Zerrissenheit bevor oder ist unsere Welt schon längst zerrissen zwischen nüchterner, ängstlicher Realität und rauschhafter Irrealität?
Der Gedanke scheint gar nicht so abwegig, dass unsere Welt wieder hin-und herschwankt zwischen Todesangst und Lebenslust und das beweisen nicht nur Filme und Medien, sondern auch unser ganz normaler Alltag, an dem man tagsüber ängstlich zusammenzuckt bei den neusten Nachrichten aus aller Welt und abends feiern geht, auch wenn es angeblich nichts zu feiern gibt.
 
 
 

 

Samstag, 11. Januar 2014

Audreys Gedanken zu... dem süßen Nichts

 
 
Zwei Menschen laufen durch die Straßen ohne Ziel und ohne Sinn. Der Zuschauer sieht die interessante und schöne Umgebung, nachts und tagsüber. Es entsteht eine eigenartige Poesie, alleine dadurch bedingt, dass... nichts passiert. Eigentlich müsste man sich langweilen, aber das Gegenteil ist eher der Fall: man starrt gebannt auf den Bildschirm, saugt alle Eindrücke und so viele Details wie möglich auf und erfreut sich am Leben, an der Welt. Und dabei passiert nichts - zumindest nicht mehr, als das Alltägliche.
Und doch gibt es diese Art von Filmen nicht selten. Jarmusch ist da eins der besten Beispiele. Seine Filme zeigen Menschen (oder auch manchmal Vampire) die nicht durchschnittlich sind, aber auch nicht so sonderbar, dass man sich nicht mit ihnen im Kern identifizieren können. Sie laufen in der Welt herum wie kleine Fremdkörper, ein wenig losgelöst und verwirrt und der Grund, warum der Zuschauer nicht weiß, wohin sie wollen, ist, dass sie es selber nicht wissen.
Auch andere Filme zelebrieren dieses Nichts wie zum Beispiel Lost in Translation. Auch hier sind es wieder zwei verwirrt verirrte Menschen, die zusammen die Stadt, das Leben und das besondere Nichts erkunden. Eine bedeutungsvolle Botschaft sucht man und findet man meiner Interpretation nach nicht.
Was ist also der Sinn dieser Filme? Wie schaffen sie es trotz allem mir zu gefallen?
In der Regel erwartet man von Filmen, dass sie eine Botschaft enthalten, unterhalten und in andere Welten entführen oft mittels einer guten Story. Kaum etwas von diesen Erwartungen scheint in obigen Filmen vorhanden und das ist zumindest ein Grund, warum diese Filme schwierig und nicht für jederman geeignet sind.
Bei meinen Überlegungen fällt mir auf, dass ich bei solchen Filmen oft darüber nachdenke, wie interessant es wäre, selber so etwas zu erleben. Selber in schäbigen Hotels sich gegenseitig mit Lippenstift anzumalen, selber bei verrückten Partys Karaoke zu singen und danach gelangweilt aneinander zu lehnen. Die Filme zeigen das Leben, nur ein bisschen abgedrehter als das alltägliche und eigene. Und deshalb ist es zumindest in meinem Fall so, dass ich mich gerne in diese Welten hinein versetze, zusammen mit den Protagonisten durch Straßen schlendere und so vielleicht eine ganz simple Botschaft entdecke: Lebe etwas mehr!
Dieses Mehr soll aber nicht bedeuten, dass man sich die Nachmittage mit einem neuen Hobby vollstopfen soll, sondern dass man gerade etwas weniger von all dem gesellschaftlichen Zeug machen soll, damit man die Möglichkeit hat etwas mehr zu leben, sich etwas mehr zu entfalten, sich etwas vom grauen Alltag abzuheben.
Es ist doch eine große Freiheit, einfach gedankenlos ohne irgendwelche Zeitbeschränkungen durch die Straßen zu gehen, zu fahren, zu schlendern, sich von den Lichtern begeistern zu lassen und einfach das zu tun was einem gerade gefällt. Es ist ein süßes Nichtstun, das natürlich nicht zum Alltag werden sollte, sondern einfach von Zeit zu Zeit genossen werden sollte. Denn Sorgen kann man auch noch morgen haben und das Leben ist noch lang.
 
 
 
 


Samstag, 21. Dezember 2013

Audreys Gedanken zu... Toleranz





In den letzten Jahren ist es scheinbar ein Trend geworden, Homosexuelle in Filmen und Serien einzubauen. Das ist an sich nichts, worüber man weiter nachdenken muss, nur leider habe ich das Gefühl, dass sie meistens zu klischeehaft und als "andere" Menschen dargestellt werden. Filme wie Brokeback Mountain oder der aktuell angelaufene La Vie d'Adèle zeigen aber, dass wir alle nur Menschen sind, egal wen wir lieben oder nicht. Gerade La Vie d'Adèle zeigt eigentlich nur ein Liebespaar mit seinen Höhen und Tiefen. Natürlich ist es trotzdem nicht eine 08/15-Romanze, wie man sie zu oft im Kino antrifft, sondern ein starker Film, der auch als angehendes Meisterwerk bezeichnet werden könnte. Der größte Teil der Menschen vor allem der Frauen mag Romanzen. An diesem Punkt möchte ich einen kleinen Dialog einbringen, den ich am Tag nach meinen Kinobesuch hatte.
Person: "Was warst du denn gestern schauen?"
Ich: "Blau ist eine Farbe"
Person: "Was ist das für ein Film?"
Ich: "Mh, so eine Romanze."
Person: "Worum geht es?"
Ich: "Da sind halt zwei Frauen, die sich verlieben und..."
Person: "Was zwei Frauen? War das so ein Lesbenfilm? Warum gehst du sowas schauen?"
Nicht nur, dass mich dieses Gespräch an eine Szene im Film selber erinnerte, in der Adèle von ihren nervigen, intoleranten Freundinnen vorgeworfen wird, sie wäre eine Lesbe, nur weil sie mit einem Freund in einem Gay-Club war, ich fragte mich auch, warum die meisten trotz der ganzen Aufklärung und scheinbaren Toleranz immer noch so intolerant sind.
Viele Mädchen wollen unbedingt einen schwulen Freund haben, weil das "faszinierend" und "cool" ist, die Menschen meiner Generation werden es nicht müde andauernd zu betonen, wie tolerant sie doch sind. Warum darf man dann keinen Film schauen, in dem nicht die übliche Konstellation Mann+Frau behandelt wird? Zum Vergleich: Die gleichen Reaktionen erfolgen auch bei Brokeback Mountain.
Was bringen Filme, die zeigen, dass es eigentlich keinen Sinn macht, Orientierungsunterschiede zu machen, weil es sinnlos ist, wenn die Menschen, die noch am meisten daraus lernen könnten, sie niemals schauen würden? La Vie d'Adèle ist wegen der etwas pornografischen Szenen eh schon nicht für jede Altersstufe geeignet und über die Sinnigkeit dieser wirklich langen Sexszene könnte man ebenfalls diskutieren. Aber was kann man tun, damit nicht mehr nur das Bild der Tunten und Mannsweiber die normalen Kinogänger erreicht, sondern auch das Bild des ganz normalen Menschens? Sollte man die Filme verharmlosen oder die Liebesbeziehung zur Nebenhandlung degradieren, damit die Inhaltsangabe nicht mehr abschreckt?
Ich komme zu keiner wirklichen Lösung, nur zu dem Schluss, dass die Menschen noch längst nicht so tolerant sind wie sie denken es zu sein. Man kann nur hoffen, dass weitere Regisseure sich trauen solche Themen zu verarbeiten und diese auch eventuell (und ich kann kaum glauben, dass ich das sage) massenkompatibler verpacken.
 
 
 


Samstag, 7. Dezember 2013

Audreys Gedanken zu... Katzen

von links nach rechts: Jonesy, Ulysses, Cat

Das schöne an Nebenfiguren ist, dass sie oft gar nicht so nebensächlich sind, wie sie es scheinen zu sein. Und dass es auch Tiere und Gegenstände sein können, wie in diesen Fällen eine Katze.
Man könnte eigentlich denken, dass in den oben gezeigten Filmen (Alien, Inside Llewyn Davis, Breakfast at Tiffany´s) die Katzen nur ein Knuddelfaktor sind, wenn alle drei nicht eine Symbolik einnehmen würden, ohne die diese Filme nicht dasselbe wären. Heute will ich mich mit diesen drei Symboliken beschäftigen, die Katzen eingenommen haben. Es gibt zwar noch andere Filme mit Katzen, aber diese  drei waren  bisher die prägnantesten für mich.

Zuallererst aber ein kleiner Abstecher in das Buch der Tiercharakteristik. Ja auch gegen Tiere kann man Vorurteile haben, aber wie in jedem Fall bestätigen die Ausnahmen die Regeln, womit auch schon der erste Punkt festgehalten worden wäre: Katzen sind individuelle Wesen, zwar nicht so sehr wie Menschen, aber auch weit entfernt von einem Regenwurm. Sie sind selbständig und je nach Erziehung und Lebensverhältnissen scheu oder anhänglich. Sie schnurren, sind geheimnisvoll und des Nachts schwarz. Schwarze Katzen bringen Pech, aber zum Glück sind alle unsere Beispiele hellbraun gestreift. Manchmal hat man auch das Gefühl, Katzen wären schlauer als ein Mensch, was manch einen vielleicht ängstigt.

Das erste Beispiel für die Katzensymbolik ist Jonesy, die Katze aus Alien. Ein wenig unlogisch erscheint es schon, dass eine Katze mit hoch genommen wird in die Weiten des Weltalls, aber während dem Film wird sie eine wichtige Rolle einnehmen. Sie wird der stumme Beobachter, die verkörperte Hoffnung, die einzige Erinnerung an die Erde. Sie erinnert den Zuschauer durch ihre unsinnig erscheinende Präsenz immer wieder daran, dass die Crew weit weg von der Erde ist und ihre Präsenz wird immer stärker, je aussichtsloser die Lage ist. Zwar führt sie auch dazu, dass manche Protagonisten ins Unglück gestürzt werden, aber das zeigt nur ihre Wichtigkeit als Handlungsvorantreiber. Sie ist die Retterin der Hoffnung und der Menschlichkeit.

In Inside Llewyn Davis ist die Katze Ulysses quasi das Gegenteil von Llewyn Davis. Während Llewyn nicht mehr nach Hause zurückfindet, findet sie über dem Zuschauer allerdings unbekannte Wege wieder zurück nach Hause. Llewyn ist also die wahre ausgesetzte Katze, die niemand haben will, scheu und doch irgendwie anhänglich, unabhängig und ein Einzelgänger und auch ein wenig geheimnisvoll. Noch interessanter wird die Symbolik dadurch, dass es noch eine zweite Katze gibt, die nicht mehr das Gegenteil von Llewyn ist, sondern ihm sehr ähnelt. Ihr Leben wird vom Zufall gelenkt, denn Llewyn nimmt sie einfach von der Straße weg, weil sie der wirklich gesuchten Katze stark ähnelt. Sie ist genauso unindividuell wie Llewyn selber, der einer unter vielen bärtigen Sänger mit Akkustikgitarre ist. Die Katze will ihr Streunerleben aufgeben, hängt sich an Llewyn dran, will nicht, dass er sie verlässt. Doch unterbewusst erkennt er, dass sie ihm viel zu sehr ähnelt und lässt sie aus Angst zurück. Er will ein Streuner bleiben und er will auch, dass die Katze ein Streuner bleibt. So ist hier die Katze zum einem das Gegenteil und das ähnliche Teil zum Charakter. Sie soll aufzeigen, dass Llewyn einfach mit keinem zurecht kommt, ob der Grund jetzt darin liegt, dass der andere zu unterschiedlich oder zu ähnlich ist. Er will sich nicht in die Schicksale anderer einmischen, egoistisch seinen Weg gehen und so will er die erste Katze zurück nach Hause bringen und die zweite will er zurücklassen.
 
Breakfast at Tiffany´s ist immer wieder ein schönes Beispiel, wenn es um Identifikationsfiguren der Protagonisten geht. Denn die Katze ist hier kein Retter und auch kein Gegenstück zum Charakter. Auf dem weißen Papier ist sie eine unindividuele Hülle. Erst Holly macht sie zu einer wirklichen Figur. Meistens ist es so, dass Nebenfiguren dazu da sind, die Hauptcharaktere mitzuzeichnen. Wie oft kommt es vor, dass die Hauptfigur die Nebenfigur zeichnet? Holly identifiziert sich mit der Katze, überträgt ihre eigenen Eigenschaften und ihr Schicksal auf die Katze: Namenlos, alleine, unabhängig, zu niemanden gehörend, frei. Dieser Vorgang entsteht natürlich auch unbewusst, Holly denkt ja die Katze wäre wirklich so und sie wäre so wie die Katze. So bekommt das Aussetzen der Katze eine ganz besondere Bedeutung. Holly setzt sich selber aus und findet wieder zu sich zurück, reingewaschen durch den Regen, und durch Paul, der der Katze auch nicht ganz unähnlich ist, auch nach Hause und zur wahren Liebe.
 
Zwar ist das alles eine große Interpretationssache, bei der man sich noch nicht mal sicher sein kann, ob die Regisseure auch nur im Entferntesten in diese Richtung gedacht haben. Es lässt sich aber nicht abstreiten, dass Katzen als Nebenfiguren eine wichtige, symbolische Rolle spielen und nicht nur dem Oh, wie süß - Satz dienen.
 

 

Samstag, 30. November 2013

Audreys Gedanken zu... Fluchtfilmen



In jeder Kunstform gibt es besonders beliebte Motive, die sich im Anbetracht der Zeit und des Ortes immer wieder ändern. Viele dieser Motive lassen sogar ganze Genres entstehen, in denen man dann eigentlich kein anderes Motiv mehr verwenden kann (bestes Beispiel ist da vielleicht die Romantische Komödie)
Je mehr Filme man guckt, desto mehr fallen einem bestimmte Motive ins Auge. Vor allem eins hat es mir sehr angetan und zwar das des Weglaufens, der Flucht.
Nun gibt es bestimmt nicht zu wenig Fluchtfilme, doch das wirklich Faszinierende ist für mich, dass ich es immer auf einen bestimmten Film zurückführe: Breakfast at Tiffany´s. Es ist nicht sonderlich schwer in Lieblingsfilmen mehr zu sehen als andere, aber die Tatsache, dass ich mittels Gedankengänge von der Nachkriegsliteratur oder auch aktuellen Filmen wie Blue Jasmine immer wieder bei diesem Film, den viele wahrscheinlich als adrette RomCom abtun, lande, ist schon einer weiteren Überlegung wert.
 
Holly vereint nämlich die Fluchtmotive der meisten Filmfiguren in sich schlummernd hinter ihrer gut gelaunten Fassade. Filmfiguren, die flüchten wollen, sind innerlich zerrissen, haben vor etwas Angst und vor allem: Sie denken ihr Leben würde sich durch die Flucht ändern.
Auf Holly trifft all das zu und noch viel mehr. Sie ist zerrissen zwischen ihren Sorgen und ihrer Fassade des sorgenlosen Leben. Sie weiß nicht wer sie ist (was man auch am Namenswechsel merkt) und lebt sozusagen zwei Leben, ein verdrängtes und ein momentanes, welche sich eigentlich im Gleichgewicht halten, aber im Film durcheinander geraten. Und davor hat sie Angst. Sie hat Angst vor der Erinnerung, ihren Sorgen, ihren Gefühlen und dass sie sich in ihnen verliert. Sie will für niemanden etwas empfinden, gibt sich unbekümmert und unabhängig. Sie denkt sie wäre so unabhängig, dass sie die denkt, nur die Stadt, die Menschen in ihr, die Gesellschaft im Allgemeinen, könnte sie einsperren und nicht etwa sie selber. So geht sie davon aus, dass wenn sie den Käfig der Stadt verlässt, dass sie dann ein neuer Mensch mit neuem Leben wird.
Diese Dinge sind in so ziemlich jeden Fluchtfilm  vorhanden und machen den Charakter der Flüchtenden aus.
Der Unterschied zwischen Holly und den anderen Figuren in Fluchtfilmen beruht auf verschiedene Dinge. Zuallererst hat Holly keinen Grund zur Flucht, die drei Eigenschaften entspringen scheinbar aus dem Nichts des Zufalls. Die Kontraste zwischen den beiden Seiten ihres Charakters sind groß, man hat fast das Gefühl zwei verschiedene Personen kennenzulernen. Sie ist nicht nur zerrissen, sie ist von Gegenteilen durchtränkt und so fragt nicht nur sie sich, wer sie wirklich ist, sondern auch der aufmerksame Zuschauer.
Außerdem projiziert sie ihren Charakter auch auf andere Lebewesen und Symbole. So kann ihr Kater als Sinnbild für das Charakterbild, das sie unterbewusst von sich hat, gesehen werden. Namenslos, unabhängig, zu niemanden gehörend. Wenn man unter diesem Aspekt den Film schaut, tun sich interessante Thesen auf.
Ein weitere Projizierung ihrerseits findet in Tiffany statt. Sie bezeichnet den Laden als ihren Zufluchtsort, als Bedingung für eine Stadt in der sie leben will. Zuallererst könnte man denken sie wäre einfach nur girliemäßig oberflächlich, doch eigentlich ist es nur eine Art Placeboeffekt. Sie bildet sich ein Tiffany würde sie glücklich machen und so macht es sie auch glücklich. Sie sucht sich einen materialistischen Laden aus, da sie weiß, dass Dinge sie nicht verletzen können.
Ich könnte bestimmt noch viele Metaphern und Aspekte für ihr Fluchtmotiv finden, doch dass wäre zu viel. Warum schreibe ich das überhaupt, warum denke ich darüber nach?
Ich finde das Fluchtmotiv ist eins der interessantesten in Filmen. Es geht mir dabei hauptsächlich um den Gedanken, dass es woanders besser und neu wäre.
Kein Film übers Weglaufen (zumindest die die ich bisher gesehen habe) zeigt, dass der Gedanke stimmt. Egal wo man hingeht und selbst wenn man alles hinter sich lässt, nimmt man immer noch sich selber mit. Ich denke, dass es gut ist, dass so etwas gezeigt wird und dass man mal darauf achtet, denn wer hat nicht mal Sehnsucht empfunden, wer hatte nicht mal den Gedanken, dass woanders das Leben besser sein würde? Gerade in Lebenskrisen neigt man zu solchen Gedanken und ich denke, dass die Filme übers Weglaufen einem beibringen können, dass der Gedanke falsch ist und zudem einem helfen, sich und seine Umgebung zu akzeptieren.
 
 


Samstag, 23. November 2013

Audreys Gedanken zu... Schönen Bildern



 
Die Elemente eines Films sind vielzählig: Soundtrack, Mimik, Geschichte... aber im Großen und Ganzen bestehen Filme aus Bildern. Jeder Film hat seine eigenen Bilder. Sie entfalten ihre individuelle Wirkung und wenn alles gut geht, passen sie ins Geschehen rein. Manche Bilder sind schwarz-weiß, manche bunt. Es gibt grobkörnige, polierte, surreale, nüchterne, staubige, lebendige, dunkle, helle Bilder mit Blaustich, Gelbstich, in der freien Natur aufgenommene, im Studio aufgenommene. Sie sind der Grund warum der Film ein Film ist, denn was wäre der Film ohne seine Bilder?
Was man aber nicht vergessen darf, sind die ganzen anderen Elemente, die den Film erst zu der faszinierenden Kunst machen, allen voran die Geschichte.
 
Also was ist, wenn die Geschichte schlecht ist, aber die Bilder wunderschön? Ist der Film dann trotzdem toll oder können Bilder alleine einen Film nicht tragen auch wenn sie das wichtigste Bestandteil sind?
 
Meiner Meinung nach kann eine Geschichte alleine einen Film tragen. Selbst einem Film mit hässlichen Bildern kann man noch viel abgewinnen, solange die Geschichte stimmt.
Bei einem Film oder auch einer Serie, die außer schönen Bildern nichts berauschendes aufweisen kann, fällt mir die Gut-oder-Schlecht-Frage schon etwas schwerer. Doch woran liegt das? Sind die Bilder vielleicht doch nicht das Wichtigste an einem Film?
Vielleicht liegt es auch daran, dass es einfacher ist schöne Bilder zu schaffen als eine schöne Geschichte. Besonders in der heutigen HD-, Photoshop-, Polierzeit braucht es eigentlich nur eine gute Kamera und die passenden Programme um ein kleines, bildliches Kunstwerk zu zaubern.
Für eine gute Geschichte allerdings braucht man noch immer eine Sache, die sich nicht kaufen lässt: Kreativität. Und das es an der viel zu oft mangelt, ist kein Geheimnis. Es scheint als ob jede Konstellation, jeder Handlungsansatz durchgekaut wäre und das deshalb nur schöne Bilder den Film/die Serie retten könnte. Auch wenn man nicht alles schwarz malen sollte -  es gibt immer noch genug Filme und Serien die etwas Neues erschaffen - stimmt es im Groben schon. Die Bilder werden immer sauberer und die Geschichten immer konventioneller.
 
Der Grund warum ich überhaupt auf die Idee kam, schöne Bilder zu hinterfragen, war die Miniserie Top of the Lake. Sie bot einem nämlich die schönsten Naturbilder, stürzte einen aber zeitgleich in Verzweiflung wegen der unrunden, durschaubaren, nervigen Handlung. Und wenn ich so darüber nachdenke, komme ich auf eine Vermutung, warum schöne Bilder nicht alles sind.
Kunst soll eine Botschaft vermitteln. Vor allem bei Gemälden fällt mir dazu ein, was mir vor einem oder zwei Jahren mal eine Frau auf einer Ausstellung sagte. Sie sagte in etwa, dass jeder die klassischen Gemälde toll findet, weil sie schön aussehen und so anspruchslos sind, das man gar nicht über die Botschaft nachdenken muss. Bei den modernen Gemälden hingegen stoßen  viele dieser Mona-Lisa-Liebhaber an ihre Grenzen, denn das was sie sehen ist keine klassische Schönheit, sondern eine Schönheit und eine Kunst, die sie herausfordert, weil man sie nur begreifen kann, wenn man die Botschaft herausfindet.
Diese wahren Worte kann man mehr oder weniger auf den Film übertragen: Die Bilder können noch so schön sein, wenn sie keine Botschaft (= eine gute Geschichte) enthalten, sind sie blendend, anspruchslos, kurzweilig und unter dem Aspekt der Kunst nutzlos.
 


Samstag, 16. November 2013

Audreys Gedanken zu… Hotels





Es gibt diese Orte, an denen viele Menschen zusammenkommen: Hotels, Züge, Märkte, Konzerte, Feiern... und diese werden auch oft in Filmen dargestellt. Doch an den meisten Orten kommen Menschen mit demselben Ziel zusammen. Es sind zwar unterschiedliche Menschen, klar, aber diese Orte werden nie denselben Reiz ausstrahlen wie dieser Ort, der ein wahrer Fundus an Schicksalen und Geschichten ist: Hotels oder auch Motels. Das einzige was die Menschen hier gemeinsam haben, ist, dass sie übernachten wollen und selbst diese Aussage würde ich noch nicht mal verallgemeinern.
Wenn man bedenkt wieviele verschiedene Menschen Tag für Tag sich in einem Hotel einfinden und was für Geschichten sie mitbringen, stellt sich schon fast die Frage, warum es so wenig Filme gibt, in denen ein Hotel der Handlungsort und -ausgang ist.
Ich spreche hier nicht unbedingt von diesen Hotels, in denen gestresste Geschäftsleute ihren Espresso morgens exen oder wo gelangweilte Touristen sich bei der Rezeption beschweren, dass die Klimaanlage zu laut sei (auch wenn diese Schicksale schon manchmal interessante Geschichten bereithalten können) nein, ich rede hier von diesen leicht bis sehr schäbigen Hotels, in denen tagsüber betrügende Ehemänner und Ehefrauen ein und aus gehen und in denen nachts Leute einchecken, die aus unbekannten Gründen nicht nach Hause können. Orte in denen sich die banalen, aber interessanten Geschichten einer Stadt auf eine harte Matratze für ein paar Geldscheine zum Schlafen hinlegen. Die Frage, was wohl in den anderen Zimmern passiert, wird hier perfektioniert. Es geht noch nicht mal um das einzelne Schicksal, sondern einfach darum, dass sie alle unfreiwillig und zufällig zusammen kommen und mehr oder weniger Auswirkungen aufeinander haben.



Bei meiner Faszination für eben solche Hotels war es eigentlich kein Wunder, dass es mir vor ein paar Tagen Mystery Train besonders antat. Kurz gesagt geht es in dem Film um 24 Stunden, in denen drei verschiedene Personengruppen (ein japanisches Touristenpäarchen, eine Italienerin die sich per Zufall mit einer dauerplappernden Frau das Zimmer teilt, drei vor der Polizei flüchtenden Männer) die abends in dasselbe Hotel einchecken und die nichts miteinander verbindet abgesehen von dem Pistolenschuss am Morgen.

Es ist einfach banale Geschichten zu erzählen, wir selber tun es tagtäglich, aber es ist schwer sie so interessant zu erzählen, dass sie uns selber etwas mitgeben. Hotelfilme erzählen diese banalen Geschichten. Sie sind die wahren Sammelpunkte von Schicksalen. Vergesst Bahnhöfe, Flughäfen etc. dort interessiert sich niemand für eine Geschichte. In Hotels gehört es aber dazu, sich die Frage zu stellen, was im Nachbarzimmer passiert. Es ist der Reiz der Banalität, der diese Orte ausmacht und vor allem die Filme, in deren Mittelpunkt ein Hotel steht.
Vor allem aber - und das kann man gerne als Lichtblick in dieser Menge von Schicksalsgelaberefilme sehen - ist diesen Filmen das Schicksal egal. Es existiert nur der Zufall. Vielleicht stacheln uns diese Filme ja sogar dazu an, nicht immer alles zu planen, sondern mehr spontan zu sein und in den kleinen, feinen Geschichten des Lebens auch etwas Interessantes und poetisches zu sehen.


Samstag, 9. November 2013

Audreys Gedanken zu... Soundtracks




Kann ein Soundtrack alleine einen Film tragen?

So ziemlich jeder würde es bestätigen, dass bestimmte Schauspieler und Schauspielerinnen einen Film alleine durch ihr Talent in gute Höhen tragen können und dass Story, andere Schauspieler und was sonst noch so zum Film gehört vor ihnen zurückweicht. Doch kann auch ein Soundtrack eine Hauptperson werden und einen Film mit eigentlich nicht allzu überragender Story und netten Schauspielern in die Höhen eines angehenden Meisterwerks tragen?
Es gibt viele Filme, die einem einfallen, die durch den Soundtrack sehr verbessert und einzigartig werden. Manchmal ist es nur ein Lied oder eine mit Musik untermalt wird, die den Film zum Kult macht (als erstes fällt mir da Breakfast at Tiffany’s und vielleicht auch noch Apocalypse Now ein) und man fragt sich im Stillen: Wäre der Film genauso gut ohne diese Szene, diesem Lied?
Und dann gibt es auch die schon erwähnten Filme, die ohne ihren Soundtrack nichts wären oder zumindest nicht so viel wie im originalen Zustand. Sie kreieren mit ihren Liedern eine einzigartige Atmosphäre, die kein Bild, keine Mimik der Welt erschaffen könnte und tragen den Film so auf musikalischen Schwingen nach weit oben.

Eigentlich gibt es keinen Zweifel daran, dass es solche Filme gibt, vor allem wenn man sie schon selber erlebt hat. Letzens sah ich Oh Brother where art thou und war danach ganz verzaubert von der leichten, gemütlichen, zauberhaften Musik, die einem das Gefühl vermittelt, an einem Lagerfeuer zu sitzen und den besten Abend seines Lebens zu erleben. Ohne dieses durch die Musik entstandene Gefühl wäre der Film wahrscheinlich nur halb so viel gewesen. Denn die Story hatte mehr Potential zum Rumdümpeln als zum Mitreißen, die Optik war auch nicht das Wahre und abgesehen von George Clooneys Mimik war auch nicht viel mehr Begeisterungswürdiges zu entdecken, aber gut ich bin ja auch kein wirklicher Super-Duper-Coen-Fan.
Meiner Meinung nach gibt es also die Filme, die nur vom Soundtrack getragen werden, genauso wie die Filme, die nur von Bildern oder Mimik getragen werden. Allerdings glaube ich sollte man einen Film nicht nur darauf reduzieren, sondern gerade wegen dem Erleben einer einzigartigen Atmosphäre sich auch trauen dahinter zu schauen.
Zudem drängen sich dann auch Fragen auf, ob es eine Zauberformel für Soundtracks gibt, ob gute Soundtracks ein Bestandteil des Films sind oder nur der Manipulation dienen, aber die Fragen sind etwas für die nächsten Male.


Viel mehr würde mich jetzt eure Meinung zu dem Thema, ob ein Film nur durch einen Soundtrack getragen werden kann, interessieren.


Samstag, 2. November 2013

Audreys Gedanken zu… Barock




Es kommen diese Momente, in denen ich realisiere, dass das, was ich in der Schule gelernt habe, mir nicht nur im Leben etwas bringt, sondern sogar beim Filme schauen. Im letzten Monat herrschte in meinem Deutschunterricht nämlich das literaturgeschichtliche Thema Barock, eine Zeitepoche um den Dreißigjährigen Krieg herum.
Nun war ich davon schon so recht begeistert, einfach weil es mich interessiert, und deshalb willig, auch richtig gut für den abschließenden Test zu lernen. Am Ende quoll mir der Barock quasi aus den Ohren raus. Doch gesättigt war ich noch lange nicht. Plötzlich begann ich in Filmen barocke Materialien und Gedanken zu erkennen, denn wir hatten natürlich auch durchgenommen, dass die barocken Gedanken heutzutage sehr aktuell sind. Allerdings dachte ich, dass sich das nur in der Jugendsprache (YOLO) und der Gegensätzlichkeit unseres Lebens äußert. Ich hätte nicht gedacht, dass es auch so viel Einfluss auf Filme nehmen kann, dass ich einen Film in die Paradebeispiele für das barocke Gedankengut einreihen will, auch wenn er damals im Entferntesten noch nicht existiert hat.
Zuerst sah ich Il Gattopardo und meinte in der Lebensweise, Musik und der Dekoration und Architektur der Häuser barocke Elemente zu entdecken. Ich nahm es als eine kleine Gedankenspinnerei von mir wahr, da anscheinend noch niemand anders diesen Zusammenhang erstellt hatte.
Dann allerdings sah ich La Dolce Vita, der ja in der Beschreibung schon als barock bezeichnet wurde. Ich sah alles, wovon wir im Unterricht gesprochen hatten: schier unbändige Lebenslust, überbordende Feste und Musik, endloses Feiern, geschminkte Menschen, wunderschöne Kleider, Jugendlichkeit, Menschen in der Blüte ihres Lebens, Süße, Sehnsucht, Gegensätze und Welten, die sich wahrnehmen, aber nie treffen und all das nur um die Vergänglichkeit, die Zukunft zu verdecken. 



„Vielleicht hat er es (Selbstmord) getan, weil er Angst hatte ,..., vielleicht hatte erAngst vor diesem Leben, vor der Zukunft.“ sagt Marcello einmal und irgendwie war damit alles erklärt. Ein sinnloses Leben, leer und ziellos, eine goldene Seifenblase, die nicht nur vor ein paar Jahrhunderten existiert hat, sondern immer noch 1960 und erst recht jetzt. 
Ich glaube, wenn ich das Thema nicht schon schulmäßig durchgenommen hätte, hätte ich den Film nicht verstanden – wobei, was heist nicht verstanden, ich hätte ihn nicht begriffen und somit auch nicht so begeistert gern gehabt.


Samstag, 26. Oktober 2013

Audreys Gedanken zu... Schulfilmen




Ja, an der Schule gibt es doch immer wieder etwas zu bemängeln. Werden keine Filme geschaut, bin ich unzufrieden, wird dann mal einer geschaut, macht es mich auch nicht glücklich. Aber warum?
Es liegt noch nicht mal an der Filmauswahl selber, die lag bisher immer im okayen bis guten Bereich. Viel mehr liegt es an der Art, wie mit den Filmen umgegangen wird. Mal abgesehen davon, dass man sich von so ziemlich jeden Lehrer anhören muss, dass Filme nur schnöde Unterhaltung sind – schon gar nicht vergleichbar mit der wahren Kunst der Schachtelsatzfanatiker, sprich Weltliteratur (kleiner Einschub: Ich liebe Bücher, aber bei manchen Buchklassikern frage ich mich ernsthaft, wie sich das jemals jemand mit Freude durchlesen konnte) – wenn dann mal ein Film geschaut wird, der interessante Ansätze hat, wird dieser zu Tode überinterpretiert und am Ende ist das Kino angeblich nur dazu da, um das Vakuum, das die Kirche hinterlassen hat, als sie vor ein paar Jährchen beschloss, nicht mehr hip zu sein, zu füllen. In solchen Momenten wünsche ich mir einfach, nie wieder einen Film in der Schule sehen zu müssen.
Neben der Einstellung der Lehrer sind es nämlich vor allem die Bedingungen, unter denen ein Film gesehen wird. Das hat nicht im Entferntesten etwas Heiliges an sich. Knapp zwanzig Schüler und Schülerinnen quetschen sich in die vordersten Bankreihen um an einem Fernseher, den sogar meine Großeltern wahrscheinlich als altmodisch bezeichnen würden und der zudem auch noch den Ton vollkommen vermurkst, einen Film zu schauen, der alle zehn Minuten gestoppt wird, damit wir uns unsere Gedanken aufschreiben können. Selbst Menschen, die den Film nur als Unterhaltung ansehen, würden so etwas nicht tun – was soll das also?



Und dann kommt die übliche Palette des kollektiven Banausentum. Bei Sexszenen wird gelacht, bei Gewalt wird voll krass und ih gesagt und am Ende heulen alle Mädchen, als würde die Welt untergehen. Und als wäre das nicht genug finden alle den Film toll und starren einen fassungslos an, wenn man das Gegenteil behauptet. Begeistert bin ich wahrhaft nicht, doch zum Glück weiß ich auch, dass es anders geht. Es gab nämlich dieses fast an ein Wunder grenzendes Ereignis, bei dem sich ein kompletter Jahrgang in ein Kino setzte und einen Film lang angemessen schwieg und nicht schwieg, besser gesagt den Film würdigte und nicht als Zeitvertreib in der Schule abtat. Es war auch das bisher einzige Mal, dass ich mit meiner Schule im Kino war. Dieser Besuch zeigte mir, dass es wirklich nur daran liegt, wie der Film präsentiert und wie mit ihm seitens der Lehrer umgegangen wird. Das soll nicht heißen, dass Schulen immer ins Kino rennen sollen, sondern nur, dass man Filme wie Filme betrachten sollte und nicht als „Hey, wir haben doch eh nichts besseres zu tun“- Medium oder als „Da ist ein Mann mit Bartwuchs, ergo das ist ein religiöser Film“- Unterrichtsmaterial. Und auch wenn so ziemlich alle den Film als Medium der Unterhaltung ansehen und nicht als das, was er eigentlich sein sollte, nämlich als Kunstform, ist es nie zu spät es ihnen näher zu bringen. 
Sollte das nicht die Aufgabe der Lehrer, der Schule sein, uns etwas näher zu bringen, uns für etwas zu begeistern? 
Da reicht es auch schon, den Film durchlaufen zu lassen. Oder zumindest den Raum abzudunkeln – das soll Wunder bewirken.

Samstag, 19. Oktober 2013

Audreys Gedanken zu... Märchen




Realverfilmungen von Märchen sprießen ja in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Herbstboden und ich fand die Idee eigentlich immer vielversprechend, obwohl ich mich nie dazu aufraffen konnte, für so eine Märchenverfilmung ins Kino zu gehen. Zum Glück, möchte ich fast sagen, denn diese Woche sah ich La belle et la bête, eine Realverfilmung von dem Märchen Die Schöne und das Biest aus dem Jahre 1946, und obwohl der Film gar nicht mal so schlecht war, machte er mir klar, dass Märchen für mich ohne den Nostalgie - und Zeichentrickbonus nicht funktionieren. Zwar machte der Regisseur von Anfang an klar, dass wir uns wie Kinder fühlen sollen und deshalb glauben sollten, was wir sehen, aber trotz dieser freundlichen Einführung gelang es mir nicht, mich in das übliche Märchengefühl zu versetzen, das ich empfinde, wenn ich zum Beispiel die Zeichentrickfassung von Die Schöne und das Biest sehe.
Wenn es nicht an der Geschichte oder an dem unvorbereiteten Aufeinandertreffen liegt, woran dann? Ist es wirklich nur die Nostalgie, die uns Märchenfilme schmackhaft macht?

Ich dachte nach und versuchte das so zu sehen: Auch wenn ich am Anfang die verheißungsvollen Worte Es war einmal... sah, sah ich gegen mein Erwarten keine gezeichneten, fiktiven Figuren, sondern reale Menschen, die ganz und gar unrealistische Dinge taten. Märchen sind unrealistisch und das ist doch ihr Reiz, sagt man da. Und ich unterschreibe das auch voll und ganz. Aber trotzdem schaltet mein Gehirn, wenn es reale Menschen sieht, direkt auch auf die Realität um und wird abgeschreckt von aufgeblasenen, wohlbekannten und deshalb auch hölzern klingenden Dialogen, augenbrauenhochziehenden Kostüme und aufgesetzter Fröhlichkeit, die mir mehr und mehr zuwider würde. Ich bin fast über mich selbst erstaunt, denn all diese Dinge kommen auch in anderen Filmen, es müssen noch nicht mal Märchen sein, und vor allem Theaterstücken vor und bei beiden Arten begeistert es mich mehr oder weniger. Vielleicht lag es wirklich daran, dass ich die Geschichte schon auswendig kannte und mit ihr bestimmte Erwartungen und Erinnerungen verband. Wenn ich an Die Schöne und das Biest denke, denke ich an bunte, riesige Säle, singende Möbel, Frauen und Tieren, ich denke an romantischen Kitsch und dieses sentimentale Gefühl, das einen in die Vergangenheit zurück fliegen und dauergrinsen lässt. Niemals würde ich es mit einem schwarz-weißen, in der Handlung gerafften Film mit irgendwie nervtötenden und unlogisch handelnden Menschen verbinden. So konnte ich doch eigentlich nur enttäuscht werden.
Diesen Verdacht unterstrich dazu die aufkommende Erinnerung an eine Realverfilmung von Schneewittchen, die ziemlich düster und grausam für mich - ich war glaube ich acht oder neun Jahre alt - war. Doch irgendwie hatte mir diese Art Verfilmung sogar besser gefallen als die Disneyversion und ich denke, wenn ich den Film heute noch mal schauen würde, würde ich ihn ebenso toll finden, einfach weil ich etwas mit ihm verbinde.

Sind Märchen nur mit einem riesigen Schuss Nostalgie ertragbar? 
Ich denke schon und werde es wahrscheinlich immer mehr rausfinden, wenn ich in den nächsten Jahr zufällig oder gewollt auf die neueren Realverfilmungen treffen werde.