Samstag, 16. November 2013

Audreys Gedanken zu… Hotels





Es gibt diese Orte, an denen viele Menschen zusammenkommen: Hotels, Züge, Märkte, Konzerte, Feiern... und diese werden auch oft in Filmen dargestellt. Doch an den meisten Orten kommen Menschen mit demselben Ziel zusammen. Es sind zwar unterschiedliche Menschen, klar, aber diese Orte werden nie denselben Reiz ausstrahlen wie dieser Ort, der ein wahrer Fundus an Schicksalen und Geschichten ist: Hotels oder auch Motels. Das einzige was die Menschen hier gemeinsam haben, ist, dass sie übernachten wollen und selbst diese Aussage würde ich noch nicht mal verallgemeinern.
Wenn man bedenkt wieviele verschiedene Menschen Tag für Tag sich in einem Hotel einfinden und was für Geschichten sie mitbringen, stellt sich schon fast die Frage, warum es so wenig Filme gibt, in denen ein Hotel der Handlungsort und -ausgang ist.
Ich spreche hier nicht unbedingt von diesen Hotels, in denen gestresste Geschäftsleute ihren Espresso morgens exen oder wo gelangweilte Touristen sich bei der Rezeption beschweren, dass die Klimaanlage zu laut sei (auch wenn diese Schicksale schon manchmal interessante Geschichten bereithalten können) nein, ich rede hier von diesen leicht bis sehr schäbigen Hotels, in denen tagsüber betrügende Ehemänner und Ehefrauen ein und aus gehen und in denen nachts Leute einchecken, die aus unbekannten Gründen nicht nach Hause können. Orte in denen sich die banalen, aber interessanten Geschichten einer Stadt auf eine harte Matratze für ein paar Geldscheine zum Schlafen hinlegen. Die Frage, was wohl in den anderen Zimmern passiert, wird hier perfektioniert. Es geht noch nicht mal um das einzelne Schicksal, sondern einfach darum, dass sie alle unfreiwillig und zufällig zusammen kommen und mehr oder weniger Auswirkungen aufeinander haben.



Bei meiner Faszination für eben solche Hotels war es eigentlich kein Wunder, dass es mir vor ein paar Tagen Mystery Train besonders antat. Kurz gesagt geht es in dem Film um 24 Stunden, in denen drei verschiedene Personengruppen (ein japanisches Touristenpäarchen, eine Italienerin die sich per Zufall mit einer dauerplappernden Frau das Zimmer teilt, drei vor der Polizei flüchtenden Männer) die abends in dasselbe Hotel einchecken und die nichts miteinander verbindet abgesehen von dem Pistolenschuss am Morgen.

Es ist einfach banale Geschichten zu erzählen, wir selber tun es tagtäglich, aber es ist schwer sie so interessant zu erzählen, dass sie uns selber etwas mitgeben. Hotelfilme erzählen diese banalen Geschichten. Sie sind die wahren Sammelpunkte von Schicksalen. Vergesst Bahnhöfe, Flughäfen etc. dort interessiert sich niemand für eine Geschichte. In Hotels gehört es aber dazu, sich die Frage zu stellen, was im Nachbarzimmer passiert. Es ist der Reiz der Banalität, der diese Orte ausmacht und vor allem die Filme, in deren Mittelpunkt ein Hotel steht.
Vor allem aber - und das kann man gerne als Lichtblick in dieser Menge von Schicksalsgelaberefilme sehen - ist diesen Filmen das Schicksal egal. Es existiert nur der Zufall. Vielleicht stacheln uns diese Filme ja sogar dazu an, nicht immer alles zu planen, sondern mehr spontan zu sein und in den kleinen, feinen Geschichten des Lebens auch etwas Interessantes und poetisches zu sehen.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen