Samstag, 30. November 2013

Audreys Gedanken zu... Fluchtfilmen



In jeder Kunstform gibt es besonders beliebte Motive, die sich im Anbetracht der Zeit und des Ortes immer wieder ändern. Viele dieser Motive lassen sogar ganze Genres entstehen, in denen man dann eigentlich kein anderes Motiv mehr verwenden kann (bestes Beispiel ist da vielleicht die Romantische Komödie)
Je mehr Filme man guckt, desto mehr fallen einem bestimmte Motive ins Auge. Vor allem eins hat es mir sehr angetan und zwar das des Weglaufens, der Flucht.
Nun gibt es bestimmt nicht zu wenig Fluchtfilme, doch das wirklich Faszinierende ist für mich, dass ich es immer auf einen bestimmten Film zurückführe: Breakfast at Tiffany´s. Es ist nicht sonderlich schwer in Lieblingsfilmen mehr zu sehen als andere, aber die Tatsache, dass ich mittels Gedankengänge von der Nachkriegsliteratur oder auch aktuellen Filmen wie Blue Jasmine immer wieder bei diesem Film, den viele wahrscheinlich als adrette RomCom abtun, lande, ist schon einer weiteren Überlegung wert.
 
Holly vereint nämlich die Fluchtmotive der meisten Filmfiguren in sich schlummernd hinter ihrer gut gelaunten Fassade. Filmfiguren, die flüchten wollen, sind innerlich zerrissen, haben vor etwas Angst und vor allem: Sie denken ihr Leben würde sich durch die Flucht ändern.
Auf Holly trifft all das zu und noch viel mehr. Sie ist zerrissen zwischen ihren Sorgen und ihrer Fassade des sorgenlosen Leben. Sie weiß nicht wer sie ist (was man auch am Namenswechsel merkt) und lebt sozusagen zwei Leben, ein verdrängtes und ein momentanes, welche sich eigentlich im Gleichgewicht halten, aber im Film durcheinander geraten. Und davor hat sie Angst. Sie hat Angst vor der Erinnerung, ihren Sorgen, ihren Gefühlen und dass sie sich in ihnen verliert. Sie will für niemanden etwas empfinden, gibt sich unbekümmert und unabhängig. Sie denkt sie wäre so unabhängig, dass sie die denkt, nur die Stadt, die Menschen in ihr, die Gesellschaft im Allgemeinen, könnte sie einsperren und nicht etwa sie selber. So geht sie davon aus, dass wenn sie den Käfig der Stadt verlässt, dass sie dann ein neuer Mensch mit neuem Leben wird.
Diese Dinge sind in so ziemlich jeden Fluchtfilm  vorhanden und machen den Charakter der Flüchtenden aus.
Der Unterschied zwischen Holly und den anderen Figuren in Fluchtfilmen beruht auf verschiedene Dinge. Zuallererst hat Holly keinen Grund zur Flucht, die drei Eigenschaften entspringen scheinbar aus dem Nichts des Zufalls. Die Kontraste zwischen den beiden Seiten ihres Charakters sind groß, man hat fast das Gefühl zwei verschiedene Personen kennenzulernen. Sie ist nicht nur zerrissen, sie ist von Gegenteilen durchtränkt und so fragt nicht nur sie sich, wer sie wirklich ist, sondern auch der aufmerksame Zuschauer.
Außerdem projiziert sie ihren Charakter auch auf andere Lebewesen und Symbole. So kann ihr Kater als Sinnbild für das Charakterbild, das sie unterbewusst von sich hat, gesehen werden. Namenslos, unabhängig, zu niemanden gehörend. Wenn man unter diesem Aspekt den Film schaut, tun sich interessante Thesen auf.
Ein weitere Projizierung ihrerseits findet in Tiffany statt. Sie bezeichnet den Laden als ihren Zufluchtsort, als Bedingung für eine Stadt in der sie leben will. Zuallererst könnte man denken sie wäre einfach nur girliemäßig oberflächlich, doch eigentlich ist es nur eine Art Placeboeffekt. Sie bildet sich ein Tiffany würde sie glücklich machen und so macht es sie auch glücklich. Sie sucht sich einen materialistischen Laden aus, da sie weiß, dass Dinge sie nicht verletzen können.
Ich könnte bestimmt noch viele Metaphern und Aspekte für ihr Fluchtmotiv finden, doch dass wäre zu viel. Warum schreibe ich das überhaupt, warum denke ich darüber nach?
Ich finde das Fluchtmotiv ist eins der interessantesten in Filmen. Es geht mir dabei hauptsächlich um den Gedanken, dass es woanders besser und neu wäre.
Kein Film übers Weglaufen (zumindest die die ich bisher gesehen habe) zeigt, dass der Gedanke stimmt. Egal wo man hingeht und selbst wenn man alles hinter sich lässt, nimmt man immer noch sich selber mit. Ich denke, dass es gut ist, dass so etwas gezeigt wird und dass man mal darauf achtet, denn wer hat nicht mal Sehnsucht empfunden, wer hatte nicht mal den Gedanken, dass woanders das Leben besser sein würde? Gerade in Lebenskrisen neigt man zu solchen Gedanken und ich denke, dass die Filme übers Weglaufen einem beibringen können, dass der Gedanke falsch ist und zudem einem helfen, sich und seine Umgebung zu akzeptieren.
 
 


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