Freitag, 13. Juni 2014

Der ganz große Traum - Road 2 Brazil #4

©Universum Film
Braunschweig im Jahre 1874. Das stolze deutsche Kaiserreich steht voll im Saft. Disziplin und Ordnung stehen ganz hoch im Kurs und Neue Ideen werden von sturen Richtlinien zerschmettert. So auch nicht anders am Martino-Katharineum, wo die Schüler mit Rohrstock und herben Strafen in die von Ihnen gewünschten Richtung erziehen. Dem neuen Englischlehrer Konrad Koch schwebt allerdings eine andere Art von schulischer Bildung vor und verfährt deutlich anders als seine Kollegen. Als seine Schüler jedoch, teils gelenkt durch ihre Eltern, zeigen das seine Lehrmethoden zu futuristisch sind, greift Koch zu einer anderen Maßnahme. Er zeigt seiner Klasse ein Spiel. Ein Spiel in dem die Füße gegen einen Ball treten müssen, in dem Tore erzielt werden sollen. Noch hat keiner eine Ahnung, was dieses Spiel im deutschen Lande ausrichten wird. Doch es ist 1874 und Konrad Koch bekommt Steine in den Weg gelegt, wo es nur geht...

Zwischen all den Fußball- und Sportfilmen gibt es selten Projekte, die wirklich aus der Masse herausstechen. Denen etwas eigenes innewohnt, etwas was nur sie haben, was nur sie bieten können. DER GANZ GROSSE TRAUM ist ein Streifen, der dieses Potential hat. Mit der ungewöhnlichen Story sich mit den Anfängen des Fußballs zu beschäftigen hat sicher etwas faszinierendes. Und auch wenn das Endprodukt ein recht gemächliches Tempo wählt, steckt in dieser deutschen Mache etwas äußerst beschauliches und angenehmes. Ohne die große Dramakeule zu schwingen, erzählt Regisseur Sebastian Grobler die Geschichte von den Anfängen des Fußballs im damaligen Deutschen Kaisserreich. Was hier gezeigt wird, nimmt der Zuschauer auch ab. Da werden keine außergewöhnlichen Nebenhandlungen eingeführt um die Spannung zu erhöhen, der Film hat die Stärke seinen Inhalt als so stark zu empfinden, das man ihn alleine bestehen lassen möchte. Und das gelingt, kommt beim Publikum doch über die gesamte Laufzeit keine Langeweile auf. Sicherlich werden hier und dort Klischees bedient, wenn man beispielsweise an den Zusammenhalt des Fußballteams denkt, aber das sind kleine Kinder und bei kleinen Kindern geht eben alles ein wenig schneller als bei Erwachsenen. Und selbst das stimmt nicht immer.

So macht sich DER GANZ GROSSE TRAUM auf, um nicht nur zu zeigen wie der deutsche Fußball in Deutschland etabliert wurde, nein, er schneidet zeitgleich auch die Problematiken der damaligen Zeit an. Die derbe Unterscheidung zwischen Arm und Reich. Der Sturheit der wohlhabenderen Gesellschaftsschicht. Der zu starke Nationalstolz. Sicherlich liegt hierauf nicht der Fokus, dennoch liefert das Projekt nebenbei einen kleinen Überblick über die Lage, über das Denken der Deutschen und über die Probleme, welche für die Jugend zu diesem Zeitpunkt dadurch entstanden sind.

©Universum Film
Hauptdarsteller Daniel Brühl gliedert sich unheimlich souverän in die gesamte Aura des Filmes ein. Sehr entspannt, sehr mit der Rolle zufrieden wirkt er und an Mimik, Gestik und auch Sprache kann man vermuten das der Spaß am Set vorhanden gewesen sein muss. Sehr ausgeglichen kommt das alles rüber. An seiner Seite agieren zahlreiche Jungschauspieler, die sich austoben können und ein wenig gegen den Ball kicken, sonst ist da nichts sonderlich erwähnenswert. Axel Prahl ist einer kleinen Nebenrolle zu sehen, ein Schmunzeln zuckt über das Gesicht des Zuschauers. Doch schauspielerisch ist sonst nichts weiter hinzuzufügen, keine Totalausfälle, ein guter Brühl, das war´s.


Warum DER GANZ GROSSE TRAUM dann letztlich doch kein Knaller war, sondern bei einem guten Sonntagmittag-Film stecken bleibt, liegt an der etwas zu ruhigen Gangart. Etwas zu wenig Hochs und Tiefs, keine sonderliche emotionale Bindung zum Publikum was aber nicht sonderlich schlimm ist, da von vornherein fragwürdig war ob solch eine Thematik überhaupt genügend Stoff für einen ordentlichen Spielfilm hergeben würde. Ein ordentlicher Spielfilm war es dann am Ende auch, ein netter Überblick, eine nette Anekdote. Ein toller Sport übrigens auch. Für Fußballer absolut empfehlenswert!


Bewertung: 06/10



©Universum Film
Genre: Sportfilm, Drama
Originaltitel: Der ganz große Traum 
Regisseur: Sebastian Grobler
Darsteller: Daniel Brühl, Burghart Klaußner, Thomas Thieme, Jürgen Tonkel, Adrian Moore, Kathrin von Steinburg
Erscheinungsjahr: 2011
Produktionsland: Deutschland
Laufzeit: 105 Minuten  
Originalsprache: Deutsch 
Altersfreigabe: FSK 0

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