Donnerstag, 8. Januar 2015

THE TRIP - Kulinarischer Roadtrip durch Nordengland

(2010) / GB / Laufzeit: ca. 107 Minuten / Genre: Komödie, Drama
von Michael Winterbottom, mit Steve Coogan und Rob Brydon


Eine kulinarische Rundreise durch den anmutigenden Norden Englands. Und das auch noch für lau. Ein Ausflug prädestiniert dafür, seine Freundin mitzunehmen. Genau so sieht auch der Plan von Steve Coogan aus. Das Magazin "The Observer" schickt ihn auf diesen Rechercheraubzug um eine Artikelserie zu den gehobenen Küchen des Landes zu erstellen. Nur dumm, dass Coogans Freundin eine Auszeit möchte und doch nicht mehr für den Romantiktrip zur Verfügung steht. Wen nimmt man aber dann mit? Ach was solls, warum nicht einen alten Freund. Was soll schon schief gehen.


Der Pointe ist schnell erzählt: Es geht auch nichts schief. "The Trip" wird  als lockere Komödie verkauft. Von Minute zu Minute merkt man aber, wie wenig man dieser Werbung gerecht wird. So witzig mancher Dialog zwischen Coogan und Rob Brydon auch sein mag, Lachkrämpfe werden hier nicht ausgelöst. Durch die wunderschönen, aber auch ruhigen Landschaften und die doch sehr ernste Aussage des Filmes wird auch der letzte Funken Humor durch Melancholie ausgetauscht. Alles nicht verkehrt, wenn man denn darauf aus ist. Ist man nach dieser Inhaltsangabe aber nicht.

Wie billige Roadtrip-Filme aussehen, wissen wir von unseren amerikanischen Freunden zu Genüge. Alkohol, Titten und nochmal etwas mehr von beiden. Das "The Trip" sein Augenmerk auf etwas erwachsenere Aspekte richtet ist ein netter Schritt um mal wieder einen wirklich denkwürdigen Film dieser Art zu drehen, doch verliert man sich in Details, die durch ihre Länge einfach nur anfangen zu nerven. So ist vor allem Rob Brydon, welcher an sich ein extrem sympathischer Kerl ist, mit seinen Imitationen von Michael Caine, Al Pacino, Robert De Niro, James Bond und Co. einfach nur am Laune runterziehen. Querverweise zu solchen Schauspiellegenden bereiten mir als Filmfan auch ein wohliges Gefühl, aber wenn man das hundert Minuten lang durchzieht und den Charakteren keine Zeit lässt, mal ihre eigene Persönlichkeit aufblitzen zu lassen, geht das einfach nur auf den Zeiger.

Für diejenigen die grade mitten in einer Diät stecken, ist der Film auch nicht unbedingt empfehlenswert. Hier wird ein Meisterwerk nach dem anderen auf den Teller gezaubert. Mein Magen hat sich jedenfalls schnell zu Wort gemeldet und klar gemacht, dass er jetzt auch nach Nordengland möchte. Nachdem ich ihm dann mit einem selbstgemachten Sandwich klar gemacht habe, dass das nicht wirklich zur Debatte steht, ging es dann weiter. Und das in der gleichen monotonen Gangart wie von Beginn an.

"The Trip" ist alles andere als ein schlechter Film, doch muss man mit anstrengenden Briten klar kommen können, wovon sich einer (Steve Coogan) über seine nicht vorhandene Berühmtheit profilieren möchte. Meine Erwartungshaltung hat sicherlich einiges zu der Enttäuschung beigetragen. Zum nebenbei laufen ist der Film aber die perfekte Option für jedermann. Man kann die Wohnung aufräumen, während man nebenbei einen gemütlichen Urlaubsort mit lecker Essen im Hintergrund auf dem Bildschirm flimmern hat. Für's Ohr gibt es dann noch ein paar nette Imitationen, die ja zugegebenermaßen dennoch einen gewissen Charme haben.

"Come, come, Mr. Bond, you derive as much pleasure from killing as I do"

5.0/10


2 Kommentare:

  1. Ich fand's toll. Aber ich hab auch einen anderen Filmgeschmack.

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    1. Mit einer anderen Stimmung und Erwartungshaltung wäre er bei mir vielleicht auch anders gefallen. Hast du die Fortsetzung, "The Trip to Italy" schon gesehen? Könnte da ja nochmal mein Glück versuchen :)

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