Sonntag, 11. August 2013

'Smoke' - Ein kleiner Tabakladen und seine vielen, sensiblen Geschichten

(1995) / US / OT: Smoke / Laufzeit: ca. 110 Minuten / FSK: 12 / Drama
von Wayne Wang - mit Harvey Keitel, William Hurt, Forst Whitaker, Harold Perrineau Jr
"Achte auf das Kleine in der Welt, das macht das Leben reicher und zufriedener", sagte der schweizer Staatsrechtler Carl Hitty mal. Und Recht hat er. "Genieße die kleinen Dinge im Leben", und manchmal sind das eben auch solche Filmperlen. Ein blockierter Schriftsteller, sein Freund der Tabakladenbesitzer, ein Junge, der plötzlich in sein Leben gerät und deren Geschichten. Alleine diese Zusammenfassung ist nichts Großes, zeigt nichts Großes. Doch ist es auch der Hauptgedanke von "Smoke", eine kleine Sache die doch so viel enthält. Gute Geschichten gibt es an jeder Ecke, in jedem Dorf, in jedem Tabakladen. Man muss sie nur erzählen. Dies tut Hayne Wang auf eindrucksvolle Weise, er greift Geschehnisse auf, die im Prinzip nichts wirklich besonderes sind, und verpackt sie zu einem Kunstwerk. Ein Kunstwerk welches beachtet werden möchte und eines, das man überall beobachten kann. Mit Anekdoten und mehr oder weniger philosophischen Gesprächen zeigt er, dass man alleine Teil eines kleinen Wunders wird, wenn man sich jeden Tag um die gleiche Uhrzeit an die gleiche Stelle stellt und ein Foto macht.

"Es heißt immer, um die Welt zu sehen musst du verreisen. Doch wenn du hier bleibst und die Augen offen hältst, siehst du wirklich mehr als genug."

An manchen Stellen wirkt "Smoke" wie ein abgehobener Film. Nicht in dem Sinne, wie ihn jetzt wohl alle verstehen möchten, sondern meine ich damit, dass man sich trotz der geschichtlichen Bodenständigkeit, gerne mal zu träumerischen Ausreißern verführen lässt. So fühlt es sich nicht immer nach einem Film an, teilweise wird es zu einer Therapie für die Seele, die entspannt und vergessen lässt, was für Probleme wir uns alle einbilden. Das man so etwas schafft, vor allem mit Sequenzen die absolut keine lebensbejahenden Inhalt haben, wie zum Beispiel das anfängliche Schicksal des Jungen Thomas 'Rashid' Cole, ist bewundernswert.

So wie "Die Hard" zum festem Bestandteil des Weihnachtsprogrammes gehört, sollte es auch "Smoke" sein. Denn alleine die Schlussanekdote von Harvey Keitel, in welcher er eine äußerst sympathische Geschichte über sich und eine ältere Dame erzählt, ist trotz der gewissen Grausamkeit die dahinter steckt, eine der wunderschönsten die mir in dieser Weise je erzählt worden ist. In Zusammenhang mit den schwarz-weiß Szenen ein verdammt großes Kino.

"Smoke" kann man sich wie eine gemütliche Runde mit guten Freunden vorstellen. Man sitzt zusammen, erzählt Geschichten, trinkt und raucht gemeinsam, teilt Spaß und Erfahrungen. So ist dieser Film einer der einfühlsamsten überhaupt, man fühlt sich geborgen und entspannt und hat auch die Empfindung, etwas sinnvolles mitzunehmen. 

8.0/10

4 Kommentare:

  1. Eine meiner Lieblingsfilme. Ganz groß. Schön, dass er hier die Aufmerksamkeit bekommt, die er verdient :)

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    1. Oh, sogar Lieblingsfilm :) Kennst du die "inoffizielle" Fortsetzung "Blue in the Face" (http://www.moviepilot.de/movies/blue-in-the-face) ? Wenn ja, taugt der was? Bei den Meinungen auf mp siehts so aus, als ob man den nicht unbedingt braucht.

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    2. Ich fand auch "Blue in the Face" ziemlich gut, da ich mich gerne länger in dem Laden aufgehalten habe. Wirkt aber oft eher wie ein Zusatz, doch sollte man diesen als Freund von "Smoke" durchaus einmal anschaune.

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