Sonntag, 25. August 2013

Paul Verhoevens Lebenszeichen - TRICKED

(2012) / NL / OT; Steekspel / Laufzeit: ca. 54 Minuten / FSK: 16 / Drama
von Paul Verhoeven - mit Peter Blok, Robert de Hoog, Gaite Jansen
Ja, er lebt noch und ja, er dreht auch noch Filme. Der Mann, der mit STARSHIP TROOPERS, TOTAL RECALL oder auch ROBOCOP Meilensteine abgeliefert hat, ist seit geraumer Zeit vollkommen aus Hollywood verschwunden und verbringt seine letzten Jahre als Filmschaffender zu Hause, in den Niederlanden. Vor ca. 7 Jahren, also 2006, hatte er mit BLACK BOOK ganz ohne große Studios einen überwältigenden Kriegsepos gedreht. Das Fahrrad fahren bei uns ist eben das Regie führen bei ihm, das verlernt er nicht. 2012 hat er sich dann, 6 Jahre nach seinem letzten Film, Gott sei dank wieder zurückgemeldet - wenn auch mit nur einem knapp 60 minütigen Filmchen. Random Fact: Fans waren maßgeblich an diesem Projekt beteiligt, mit eingesendeten Drehbüchern haben Sie Verhoeven inspiriert.

TRICKED heisst das gute Ding und dürfte das vielleicht bodenständigste Werk Verhoevens darstellen. Es geht dieses Mal nicht um Sci-Fi und Vergangenheitsstorys, er nimmt sich hier die nötige Gelassenheit und stellt eine Familie dar. Das wars. Diese Familie hat's aber in sich, dafür dass nur eine knappe Stunde gezeigt wird, werden um die ~5 Personen genial dargestellt. Präzisiösen Tiefgang darf man sich da natürlich nicht erhoffen, aber so oft wie es bei Verhoeven der Fall ist, spielt hier einiges unter der Oberfläche und der eigene Grips darf den Rest der leicht angehauenen Charaktere freilegen.

Man hätte hier schnell in eine lange GZSZ-Folge verfallen können, doch schafft es der Gute sich ideal in diese sonst so klischeebefallenen Geschehnisse einzufügen und seine unverkennbare Note zu hinterlassen. Diese Note hätte bei Spielfilmlänge wahrscheinlich angefangen zu nerven, doch der Mann hat eben einen begnadeten Überblick und somit etwas abgeliefert, dass schön kurz und deshalb knackig bleibt.

Verhoevens Familienprofil ist extravagant und deswegen oft auch mit einem Fragezeichen ausgestattet, doch bietet es genau deswegen eine Würze, die man in größeren Filmen schmerzlich vermisst. Der Altmeister wagt sich selbst in so einem kleinen Film etwas, was wenige tun würden und kreiert somit einen extrem kurzweiligen und unterhaltsamen Streifen, den man kaum einordnen kann und möchte. Als seine Hauptfigur nimmt er Peter Blok (= alter Lusthund) der mit seinem Fremdgeh-Drang in ein zunächst dunkleres Licht gerückt wird. Doch zielt der Film gar nicht darauf ab, deswegen über ihn zu urteilen, viel mehr werden Facetten gezeigt, die viele andere Filme mit solch einem Thema einfach außen vor lassen. An sich ist TRICKED ein ziemlich offenherziger Film. Trotz den Konsequenzen, die solche Aktionen mit sich bringen und mit der Marke "ach, so schlimm ist das doch nicht!" wird hier auch nichts gerechtfertigt, schaut man mit einem weiteren Blick auf die Familie und zwischenmenschliche Beziehungen, die heutzutage im allgemeinen einfach anders, verklemmter sind.

Abgerundet wird das mit perfekt treffenden Komikszenen, die trotz der eigentlichen Ernsthaftigkeit des Filmes ein Lächeln ins Gesicht zaubern und somit schön auflockernd wirken. Verhoeven kann es immer noch und ob er nun ein Hollywoodstudio zur Verfügung hat oder Independent arbeitet, es kommt jederzeit etwas interessantes, anregendes dabei raus. 

7.0/10

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