Dienstag, 6. August 2013

Ein kleiner Gedankengang zu...Horror(filmen)



Ich war gestern noch spontan im Kino um mir den, laut den allgemeinen Aussagen, besten Horrorfilme der letzten Zeit anzuschauen: The Conjuring. Im Endeffekt wird da nichts gezeigt, was man nicht kennt - Familie zieht in ein altes, zwangsversteigertes Haus ein und plötzlich geschehen seltsame Dinge. Türen knallen, Stimmen flüstern. Das volle Programm. Ich persönlich habe bei solchen Filmen eine Heidenangst. Warum frage ich mich aber. Warum geht es mir so, und anderen wieder nicht? Wieso kann ich mir dafür die härtesten Gore-Filme anschauen, ohne dass ich mit der Wimper zucken muss? Wenn wir auf das Argument mit den Urängsten zurückgehen, wäre ein blutrünstiger Killer doch ein viel besserer Grund in Angst zu geraten, als 'Windstöße' die die Fenster zu hauen.

Natürlich ist es das Ding, dass der Mensch Angst vor dem Ungewissen hat, das ist ja der Dreh- und Angelpunkt solcher Filme. Alles ist dunkel, die Kids schlafen, bedrohliche Musik ertönt und plötzlich werden sie von etwas unsichtbarem am Bein gezogen. Für mich Horror. Ebenso wie wenn man dann daraufhin unter dem Bett nachschauen muss. Als Zuschauer weiss man ganz genau, dass jetzt irgendetwas kommt. Man ist sich sicher. Eigentlich bereit. Und dennoch verkriecht man sich hinter seiner Decke und wartet die Szene ab. Ich finde es interessant, dass es so ist. Und das es bei anderen Menschen wiederum nicht so ist. Also wäre entweder das Argument mit der Urangst außer Gefecht gesetzt, oder die anderen einfach abgestumpft. Wobei ich auch abgestumpft wäre, da ich Gore, Splatter und sonstige Horrorfilme zum belächeln finde. 

Faszinierender ist für mich aber noch die Wirkung nach dem Film. Man hat sich jetzt einen wirklich guten Horrorstreifen angeschaut, man saß da und hatte ernsthaft einige Zuckungsanfälle. Wie kann man dann einfach nach Hause gehen, so, als ob nichts war? Klar, einige können da gut abgrenzen, doch ich finde es immer wieder amüsant mich dabei selbst zu beobachten: Man kommt nachts nach Hause, in der Wohnung ist sonst niemand und alles ist dunkel -> Da wird erstmal in jedem Zimmer das Licht angemacht. Rein provisorisch natürlich. Nichtmal 10 Minuten später ist das auch schon wieder vorbei und man kann durch den pechschwarzen Flur zum Bad gehen. Bis einem natürlich wieder einfällt was man grade für einen Film gesehen hat und das im Spiegel gerne mal Kreaturen auftauchen. Also ich vermeide den Blick in den Spiegel dann gerne mal. 

Als Kind war es sowieso immer ein Erlebnis. Man hat sich nachts heimlich einen Film angeschaut, dem Mama bestimmt nicht zugestimmt hätte und genoss es. Einfach aus dem Blickwinkel, dass man es ja eigentlich gar nicht durfte. Im Nachhinein bereute es wohl jeder von uns. Man musste zwischendurch oder danach mal ins Bad und hasste sich für die Entscheidung, den Film geschaut zu haben. Ich persönlich habe zum Bad und zurück Bestleistungen in Sachen Sprints hingelegt. Als man dann aber wieder im Bett war, ging der eigentliche Horror los. Kopfkino vom feinsten. Schlaf? Pah! Man achtete penibel darauf, dass die Beine ja bloß unter der Decke sind (das schreckliche Gefühl, wenn sie es nicht sind, habe ich heute noch) und um Gottes Willen nicht über dem Bettrand hängen (Betten bei denen man untendrunter schauen kann, sind das pure Böse). Überall waren gedanklich Monster zu sehen. Und sobald man einmal angefangen hat, kommt man da nicht mehr so schnell raus. Man sieht plötzlich Sachen im Dunkeln die wohl gar nicht da sind (sicherlich..) und kriegt kleine Panikanfälle. Ich bin ja immer noch der Meinung, in meinen Kindheitstagen mal eine Hexe vor meinem Fenster fliegen gesehen zu haben. Die wirklich einzige Einbildung, die ich mir absolut nicht eingestehen möchte. 

Man liegt also da, bereits schweißgebadet und hasst sich weiterhin. Eine Nacht ohne Schlaf, nur wegen einem Film. Super. Doch wenn man dann mal eingeschlafen ist, einfach weil man schon viel zu schwach geworden ist, um über Monster nachzudenken, geht der Horror in das nächste Level über. Albträume. Man war nirgends mehr sicher vor diesen Filmen! Und diese Träume kennt wohl jeder, wo man einfach die schlimmsten Sachen antrifft, die sich im eigenem Unterbewusstsein angesammelt haben und man ihnen nicht entfliehen kann - rennen funktioniert dann eh nicht, genauso wie schreien und schlagen. Sowieso sind Kinder und Träume so eine Sache, man kann oft gar nicht mehr zwischen Realität und Traum unterscheiden. Aber das Thema wäre jetzt schon wieder ein anderes.

Genau wegen solchen Erinnerungen liebe ich das Genre dennoch. Eigentlich paradox, denn schöne Erfahrungen waren es nicht wirklich. Aber im Endeffekt ist das ja sowieso alles gar nicht real. Oder doch?

“Believe only half of what you see and nothing that you hear.” 

2 Kommentare:

  1. Ein schöner Gedankengang zum Thema, der zeigt, dass du dich anscheinend gut auf Filme einlassen kannst. Geht mir übrigens ähnlich, wobei ich heute nach Gruselfilmen viel leichter abschalten kann (vielleicht auch weil ich nicht mehr allein schlafe). Während des Films liebe ich die Anspannung einerseits, andererseits hasse ich mich jedoch dafür. Immer wieder gut, wenngleich ich heute auch kaum noch dazu komme, mir solche Filme anzusehen.

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    1. Mittlerweile vergeht die Anspannung nach dem Film auch etwas schneller (dabei schlafe ich (leider) noch alleine), aber damals als kleiner Scheißer hatte es dann doch in sich.
      Und wieso kommst du nicht mehr dazu? Schnapp dir die Kids und ab vor Saw, Hostel, Paranormal Activity und Konsorten! :D

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