Donnerstag, 8. November 2012

"Half Nelson" - Der [beinahe] perfekte Lehrer?

(2006) / US / ca. 110 Minuten / FSK: 12 / Drama
So gut ein Schauspieler auch sein mag, so gut und stark er sich präsentiert, wenn es auch in den gesamten 110 Minuten ist, kann er einfach nicht alles stemmen. Die Story zum Beispiel, da kann der Darsteller auch nichts mehr dran ändern. An der Erzählung sowieso nicht. Er kann nur sich selber in den Vordergrund drücken, sich perfekt präsentieren und davon etwas auf den Film abfärben lassen, jedoch überdeckt das Talent einfach nicht alles. Aber ja, Ryan Gosling ist ein Stern am Himmel der 'neuen' Stars, das beweist er auch hier mit "Half Nelson". Seine Performance eines drogensüchtigen Lehrers ist beeindruckend, ohne Frage, es ist schon überraschend wie sympathisch ein Typ wirken kann, der sich auf dem Klo total abschiesst und sich anschließend von einer jungen Schülerin helfen lassen muss.

Aber so anders seine Rolle auch ist, ich kam nicht darüber hinaus ihn und seinen Film nur bedingt interessant zu finden. Die langatmige Erzählung passt zwar perfekt in die zähe Story, wirkt alles wie gewollt, aber wirkt eben nicht wirklich angenehm und am Ball bleibt man erst recht nicht gerne. Ich meine, die knappe 2 Stunden-Verfolgung eines drogensüchtigen Lehrers der seine eigene Mitte finden möchte ist jetzt auch nichts so unterhaltsames. Philosophisch und zwischenmenschlich gesehen ist das natürlich was anderes, aber dafür kam mir die Geschichte an sich zu erzwungen vor.

Ich meine, wie realistisch ist es denn das eine junge, vielleicht grade mal 12-jährige Schülerin ihren Lehrer drogenbetäubt auf dem Klo findet, und dann keine schlechte Sichtweise auf ihn hat und ihm sogar helfen möchte, mit ihm befreundet sein will? Nee, ich weiss ja nicht. Vor allem kommt das im Film ja nur nicht so abwegig rüber, weil es eben Ryan Gosling ist der völlig am Ende ist und Hilfe braucht. Schaut ihn euch an, ein netter, sympathischer Kerl mit dem man doch gerne was zu tun hat - egal ob er Probleme hat oder nicht. Würde man das Gesicht ändern, in das eines 'normalen' Lehrers, würde das schon anders aussehen. Muss natürlich nicht sein, aber ich denke schon. 

Der wohl positivste Punkt des Filmes ist für mich die Optik gewesen. Ideal zum Grundton des Filmes wurden auch die Bilder ausgewählt, nie ganz klar, immer etwas unfokusiert und verschwommen - genauso wie es dem Lehrer geht. Aber ungefähr so erging es auch mir nachdem der Abspann abgelaufen ist. Und das ist nicht unbedingt positiv gemeint.

4.0/10

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