Samstag, 14. Februar 2015

BOWLING FOR COLUMBINE - Hat Amerika ein Waffenproblem?

(2002) / US / Laufzeit: ca. 120 Minuten / FSK: 12 / Doku über die Waffenpolitik Amerikas
von Michael Moore, mit Michael Moore und Marilyn Manson


"To Conquer a Nation, First Disarm it's Citizens" - So oder so ähnlich lauten die Worte eines Mannes, den unser Land nur zu gut kennt. Unsere Buddys aus den Vereinigten Staaten sehen das aber etwas anders. "You get a weapon and you get a weapon, everyone gets a weapon!" Und was soll man groß sagen? Auch dieser Weg funktioniert wunderbar. Nachrichten schnüren die Ängste vor jeder möglichen Situation. Vor den bösen, schwarzen Männern, vor der alles verändernden Jahrtausendwende, vor Killerbienen. Die Amerikaner waren schon immer ein leicht erregbares Volk, liegt doch hinter jeder Ecke eine potenzielle Gefahr. Manchmal auch in Garagen.

Doch wie kann es dann sein, dass Kanada, die keinen unbedingt kleineren Waffengebrauch an den Tag legen, so gut wie kaum Tragödien erlebt? Wieso geschieht gefühlt jeder Amoklauf, den man im Fernsehen sieht, in den USA? Michael Moore, der zum kotzen korrekte Amerikaner, wie in manche nennen, geht der Sache auf den Grund. Und was denkt ihr, wie die Ursache des Problemes aussieht: Marilyn Manson, South Park, Satan, Videospiele, oder vielleicht doch die Illuminaten?

"But...but it stands in the Constitution!" -  Ach, na dann! Lassen wir mal außer Acht, zu welcher Zeit diese Verfassung mit ihren Zusätzen geschrieben wurde und verkaufen unlimitierte Munition an alle, von 6-99! An die Waffen kommen durch äußerst penibel außgearbeitete Kontrollen ja sowieso nur die, die damit auch bestimmt nichts anstellen werden. "Fuck yeah!" - Danke, Charlton Heston, für Ihren Zuspruch! Könnten Sie mir aber mal bitte die Frage beantworten, weshalb bei euch im Land, was Waffen angeht, so viel schief läuft? "Oh, year, ähm...i dunno..."



Hab ich mir doch fast gedacht. Man kann und sollte niemals ein gesamtes Volk über den großen Kamm des Rassismus scheren, doch was vor allem die NRA (National Rifle Association) von sich gibt, ist unter aller Sau. 20. April. 1999, das Columbine Massaker - die NRA ruft zur Pro-Gun-Veranstaltung. 29. Februar. 2000, ein 6-jähriger Junge bringt eine Waffe von zu Hause mit in die Schule und erschießt eine gleichaltrige Mitschülerin - what a shame, kurz danach ruft die NRA ebenfalls wieder zur Pro-Gun-Veranstaltung. Die Lösung ist nämlich denkbar einfach: Wir brauchen mehr Waffen,damit kann man jedes Problem lösen, auch Waffenprobleme! Kauft euch Waffen!

Ob aber nun Pistolen oder Sicherheitsanlagen, größere Zäune, gar Wachhunde: Seit jeher werden insbesondere die Amerikaner von einer Angst zur nächsten gehetzt. Denn dadurch resultiert der letzte, der schönste von allen Schritten: Profit! Die Vereinigten Staaten haben wundervolle Fleckchen auf dieser Erde und es gibt so einige Menschen, die sich nicht von den Medien vor Ort manipulieren lassen, doch zeigt Michael Moore mit "Bowling for Columbine", dass das Land eine so extrem miese Erziehung genossen hat, dass eine Verhaltensveränderung nicht von heute auf morgen geschehen kann. Ein zweites Kanada wäre doch ganz schön, aber so lange es noch Ölfelder zu erkämpfen gibt und der Gewinn hauptsächlich durch Selbstverteidigungsmittel gesichert wird, dürfte dass noch in weiter Ferne liegen.

"What if the Killers from Columbine where here today, what would you say to them?" - "I wouldn't say anything. I'd listen to them, which nobody else did." - Marilyn Manson

9.0/10



Sonntag, 8. Februar 2015

FARGO - Der Tod im Schnee - Season 1

(2014)  / US / 10 Folgen á ~50 Minuten / Krimi, Schwarze Komödie, Drama


Es ist wie der Butterfly Effect, ein in Gedanken gestammeltes "..J...Ja" und die Frage, ob einer der penetrantesten Schulmobber entfernt werden soll, ist beantwortet. Damit sind auch die umfangreichen Konsequenzen beschlossen, die Lester Nygaard (Martin Freeman) zu verschulden hat. Und so dreht sich unser kleiner Hobbit einen Strick, der sich jede Minute um seinen Hals zuziehen müsste. Gäbe es da nicht dieses kleine Wörtchen 'Schicksal', oder auch 'Zufall', je nachdem wie man es sich zurecht legen möchte.

"There are no saints in the animal kingdom. Only breakfast and dinner."

"Fargo" wirkt wie der unaufhaltsame Winter, der die gesamte Serie umgibt: Eine eiskalte Mordserie begangen von zwei emotionslosen Mördern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. So fällt es in den ersten Folgen doch sehr schwer, überhaupt einen Sympathisanten zu finden. Den braucht man aber auch gar nicht. "Fargo" lebt von der Faszination des manifestierten Bösen, welches man in dieser Form nicht sehr oft zu sehen bekommt. Billy Bob Thornton ("Ein einfacher Plan") spielt dabei den personifizierten Teufel, aus dem man als laufendes Fragezeichen nie wirklich schlau wird. Sein magenumdrehender Blick schafft es die Atmosphäre im Wohnzimmer so sehr  ins Schwummrige zu ziehen, dass man seinen Gegenübern am liebsten nur zurufen würde, dass sie diesen Unmenschen doch einfach das machen lassen sollen, was er eben grade möchte. "Because some roads you shouldn't go down."


Doch wo Thornton als Lorne Malvo alleine mit seiner Präsenz einen Ausweg findet, schwitzt und stottert sich Lester grade so, wenn überhaupt, aus der Affäre. Die eigentlich charmante Person des Martin Freeman wird vollkommen über Bord geworfen und gegen einen heuchelnden, unmoralisch agierenden Nervzwerg getauscht, dem man sein eigenes Handeln wünscht. Dieser gegangene Weg ist aber perfekt gewählt, ist die Unausgewogenheit zwischen Gut und Böse in "Fargo" doch der entscheidende Faktor für einen der treibendsten Krimis, den man in Serienform zu sehen bekommt. Neben biblischen Plagen, unfähigen Chiefs und Kartellkillern gibt es nämlich nur wenige, die sich dagegen aufstellen. Allen voran Deputy Solverson (Allison Tolman). Die einzige Person, die es in dem Kuhkaff vermag analytisch zu denken und dem großen Ganzen somit auf der Spur sein könnte. 

Jeder der sich "Fargo" intensiv anschaut, wird jedem Detail, dass er findet, ein Lächeln entgegenwerfen. Daraus resultiert ein durchgehend gruseliges Grinsen, welches in Mordsituationen noch abstrakter wirkt. Doch genauso verinnerlicht man diesen bösartig schwarzen Humor auf die beste Weise, fühlt man sich am Ende indes selber ein bisschen wie Lou Solverson, der mit Schrottflinte auf der Veranda sitzt und seine Liebsten vor Malvo beschützen möchte. Und auch nach dem Abspann hört dieses Gefühl nicht auf, wird man wohl eine lange Zeit in Schneestürmen an "Fargo" und seine Geschichte denken. 

8.0/10


Sonntag, 1. Februar 2015

THE INTERVIEW - Der lustigste Trip, den man nach Nordkorea haben kann

(2014) / US / Laufzeit: ca. 112 Minuten / FSK: 12 / Komödie, Action



"Kimmy, you're a firework!"

Hast du dich jemals wie eine Plastiktüte im Wind gefühlt? Wolltest du schon einmal, einfach von vorne anfangen? So klein du dir in dieser Welt auch vorkommst - Kim Jong-Un versteht dich und tätschelt dir im Geiste auf die Schulter, wie ein großer Bruder. Denn eigentlich ist er doch gar kein so böser Kerl, trinkt er doch gerne Margharitas während er Katy Perrys Klängen lauscht. Ich schaue mir kurz die aktuellen Nachrichten an, um Up-to-Date zu sein und kriege ein Zitat von ihm zu lesen- "Wir sind zum Atomkrieg bereit". Versteht ihr denn nicht, dass das nur ein Schrei nach Liebe ist?

Viel Liebe versprüht das Doppelpack Franco/Rogen sowieso immer, die wandelnde Bromance trägt sie sogar ohne Probleme nach Nordkorea. Denn auch Kim liebt sie! Und so beginnt die politisch inkorrekteste Reise, die man in diesem Zusammenhang hätte schaffen können. Hundebabys und asiatische Brüste lassen das Gesicht des kleinen Kim Jong-Un aufleuchten, während er nebenbei seinem perfiden Plan der Medienmanipulation nachgeht. Team Franco/Rogan gibt währenddessen einen nicht so großen Furz darauf, was hier nun politisch angebracht wäre und gehen eben ihre Punkte durch: Es muss was in den Arsch gesteckt werden, Check, Pipikacke-Witze, Check, Anderstartigkeit, Check because they hate us because they ain't us!

Es stellt sich natürlich noch die Frage ob "The Interview" überhaupt vertretbar ist. Würde sich Merkel oder Obama freuen, wenn ein derartiger Film über sie gedreht werden würde? Wenn man sie als traurige Nerds darstellen würde? Sicher wäre das nicht der Fall, aber Kim Jong-Un hat sich diese Ehre redlich verdient. Die anderen beiden kommen doch bestimmt auch noch dran, die lieben Engel sind sie ja jetzt auch nicht. Aber ja, auch wenn mir die ganze Geschichte um Nord- und Südkorea nicht vollends klar ist - Spaß darf und muss immer sein. Wer sich nämlich dadurch bedroht fühlt, von der Welt ausgelacht zu werden, sollte mal darüber nachdenken, weshalb es soweit gekommen ist. Einen Krieg wegen einem Film zu starten (auch wenn das 'nur' der Tropfen zum Überlaufen wäre) zeigt auch nochmal deutlich, wie es um die Psyche der Menschen dort drüben steht.

Das hier soll aber keine politische Diskussionrunde werden. Denn es gibt Hundebabys! Und Brüste und Panzer und Explosionen und Tiger und eben das Blödeldouble, von dem man einfach nichts anderes hätte erwarten sollen.

"You know what's more destructive than a nuclear bomb?... Words"

7.0/10